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Eigenschaften der Teilnehmer für eine Atlantiküberquerung

Abwaschen von Geschirr an Deck

Welche Eigenschaften müssen Teilnehmer einer Atlantiküberquerung mitbringen?

Eine Atlantiküberquerung ist mehr als nur ein Segeltörn – sie ist ein Gemeinschaftsabenteuer, das zusammenschweißt. Die Nächte unter dem Sternenhimmel, das gemeinsame Segeln durch Flauten und Stürme, das erste „Land in Sicht“ nach Wochen auf See – all das bleibt ein Leben lang im Gedächtnis. Welche persönlichen Eigenschaften müssen die Teilnehmer mitbringen, um eine Atlantiküberquerung zu bestehen?

🧭 Persönliche Eignung und Einstellung

Offenheit und Anpassungsfähigkeit sind auf dem Atlantik unverzichtbar. Auf See läuft selten alles nach Plan: Flauten, plötzliche Squalls oder technische Ausfälle gehören zum Alltag. Wer flexibel bleibt und sich nicht von jeder Veränderung aus der Bahn werfen lässt, erlebt die Reise entspannter und kann Herausforderungen gelassen annehmen.

Ebenso wichtig ist Teamgeist statt Ego. Eine Yacht mitten auf dem Ozean ist kein Ort für Einzelkämpfer oder Alphatiere. Entscheidungen müssen gemeinsam getroffen, Wachen zuverlässig übernommen und Konflikte fair gelöst werden – nur so entsteht das Vertrauen, das man auf hoher See braucht.

Und schließlich braucht es Abenteuerlust und Neugier. Der Atlantik ist kein Luxusresort, sondern ein raues Abenteuer. Wer Freude an neuen Erfahrungen hat – vom Angeln auf offener See bis zum Schlafen im Rhythmus der Wellen –, wird jede Meile genießen und mit unvergesslichen Erinnerungen nach Hause zurückkehren.

⚕️ Gesundheit und körperliche Voraussetzungen

Grundfitness ist für eine Atlantiküberquerung völlig ausreichend. Niemand muss ein Extremsportler sein, doch eine gewisse Kondition macht vieles leichter – besonders beim Segelsetzen, Winschen oder Arbeiten an Deck bei Seegang. Ein gesunder Rücken und kräftige Beine sind dabei Gold wert und helfen, auch lange Schläge entspannt durchzustehen.

Auch Seefestigkeit spielt eine große Rolle. Seekrankheit kann jeden treffen – selbst erfahrene Segler. Wichtig ist, sie rechtzeitig zu managen: frühzeitig Medikamente einnehmen, Stress vermeiden und innere Gelassenheit. In den meisten Fällen gewöhnt sich der Körper nach wenigen Tagen an die Bewegung der Wellen.

Ebenso wichtig sind Robustheit und Durchhaltevermögen. Kleine Blessuren, Druckstellen oder Schwielen gehören auf See dazu. Wer sich davon nicht aus der Ruhe bringen lässt und trotz kleiner Unannehmlichkeiten gelassen weitermacht, wird die Überfahrt deutlich entspannter genießen.

🛠️ Kenntnisse und Erfahrung

Segelerfahrung ist für eine Atlantiküberquerung hilfreich, aber keine zwingende Voraussetzung. Grundkenntnisse wie Kurse am Wind, Reffen bei Starkwind und Knotenkunde erleichtern den Alltag an Bord enorm. Doch wichtiger als perfekte Manöver ist die Bereitschaft zu lernen und aktiv mitzuarbeiten – wer offen ist und mit anpackt wird an Bord wenig Probleme haben.

Ein solides Sicherheitstraining gibt der gesamten Crew Sicherheit. Das Wissen um Notverfahren – vom Mann-über-Bord-Manöver bis zur richtigen Bedienung von Rettungsinsel und Funkgerät – macht handlungsfähig, wenn es darauf ankommt.

Auch ein gewisses technisches Verständnis kann Gold wert sein. Einfache Reparaturen an Rigg, Segeln oder Elektrik sind unterwegs oft notwendig, und das nötige Basiswissen macht die Crew unabhängiger und gelassener im Umgang mit unerwarteten Problemen.

🛠️ Mentale Stärke und Gelassenheit

Umgang mit Isolation ist eine der größten mentalen Herausforderungen auf einer Atlantiküberquerung. Wochenlang nur Wasser bis zum Horizont, immer die gleiche Crew mit den selben Geschichten – das kann ungewohnt sein. Wer mit Stille umgehen kann und sich kleine Routinen schafft, etwa durch Lesen oder Schreiben, bleibt mental stabil und kann die Ruhe auf See sogar genießen.

Ebenso entscheidend ist Konfliktfähigkeit. Auf engem Raum sind Meinungsverschiedenheiten unvermeidlich, doch sie müssen frühzeitig angesprochen werden, bevor sie eskalieren. Kompromisse zu finden, auch wenn man selbst anderer Meinung ist, hält die Stimmung an Bord positiv und stärkt das Vertrauen in die Crew.

Und schließlich braucht es Gelassenheit bei Rückschlägen. Wenn mitten in der Nacht der Autopilot ausfällt oder nach einer kräftigen Böe das Vorsegel reißt, hilft nur eines: Ruhe bewahren, Prioritäten setzen und pragmatische Lösungen finden. Diese Gelassenheit ist es, die eine Atlantikcrew stark macht und durch alle Herausforderungen trägt.

Praktische Tipps zur Vorbereitung

Fazit

Teilnehmer einer Atlantiküberquerung brauchen vor allem Offenheit, Teamgeist und Abenteuerlust, um die besonderen Herausforderungen auf See zu meistern. Eine gute Grundfitness, Seefestigkeit und die Bereitschaft, kleine Blessuren und Unannehmlichkeiten zu akzeptieren, erleichtern das Leben an Bord. Grundlegende Segelkenntnisse, Sicherheitstraining und technisches Verständnis erhöhen die Handlungssicherheit und machen die Crew unabhängiger. Entscheidend sind jedoch vor allem mentale Stärke, Konfliktfähigkeit und Gelassenheit, um Isolation und Rückschläge gemeinsam zu meistern und die Überfahrt zu einem unvergesslichen Abenteuer zu machen.

In dem Buch "Atlantiküberquerung" erzähle ich, wie unterschiedlich die Menschen an Bord auf Seekrankheit, Stress, Müdigkeit und ungewohnte Herausforderungen reagiert haben – und warum bestimmte Charakterzüge wichtiger sind als perfekte Segelkenntnisse.

von Alexander Hesse am 06. April 2025